Bürgerbewegung in Mönchengladbach
Haus Erholung: 900 Unterschriften fehlen
Mönchengladbach Beim Tag der offenen Tür warb die Initiative dafür, das Bürgerbegehren zu unterstützen.
Vor dem Eingang spannt sich ein Banner zwischen zwei Laternenmasten: „Kein Verkauf – Haus Erholung not for sale“ ist da zu lesen – der Slogan der Bürgerbewegung, die sich seit Ende vergangenen Jahres gegen den Verkauf des 1861 errichteten Hauses engagiert. An diesem Samstagabend lädt die Initiative ein, das denkmalgeschützte Gebäude zu besuchen. Trotz des schlechten Wetters nehmen etliche das Angebot wahr. Mit 500 Besuchern rechnen die Organisatoren. „Wir wollen uns mit der Veranstaltung auch bei den etwa 60 Leuten bedanken, die sich mit uns gegen den Verkauf eingesetzt haben“, erklärt Laura Steeger, die mit Robert Bückmann und Jost Fünfstück das Bürgerbegehren initiiert hat.
Wer an diesem Abend aus dem Schmuddelwetter in die „Gute Stube“ der Stadt kommt, steht nach ein paar Schritten vor einem Stehtisch, auf dem er mit seiner Unterschrift das Bürgerbegehren unterstützen kann. Am oberen Ende der mit rotem Teppich belegten Stufen gibt es die Möglichkeit, an der Petition teilzunehmen. Viele nutzen die Gelegenheit, was auch noch nötig ist, denn die Mindeststimmzahl hat das Bündnis noch nicht erreicht. „Vor Weihnachten ist die Aktion sehr schleppend angelaufen“, erinnert sich Jost Fünfstück und ergänzt: „Aber im Januar haben wir 5000 Unterschriften gesammelt.“ „Die Veranstaltung heute soll das Haus Erholung nochmal in das Bewusstsein der Bürger holen“, sagt Robert Bückmann.
Das Publikum ist vielfach jenseits der Fünfzig, aber auch etwa Zwanzigjährige sieht man, und ein paar Kinder laufen durch das Haus und erkunden die Säle. Im Gewölbekeller treffen sich seit 20 Jahren die „Schlaraffen“, eine Vereinigung von Männern, die „der Pflege von Kunst, Freundschaft und Humor verpflichtet sind“, wie der Vereinsflyer verrät. Mit dem Verkauf wäre der seit 94 Jahren in Mönchengladbach existierende Verein zunächst heimatlos – ein Grund mehr, für die Schlaraffen das Bürgerbegehren zu unterstützen.
In einem anderen Teil des weitläufigen Gewölbekellers können Besucher Walter Maaßen und seinen Jazzmen zuhören. Der 83-Jährige spielte im Haus Erholung bereits vor 60 Jahren Jazz. Zwei Stockwerke höher steht Laura Steeger um 19 Uhr auf der Bühne. „Ich bin überwältigt“, sagt sie zum Zulauf der Veranstaltung und nutzt die Gelegenheit, noch einmal für die Petition zu werben. Steeger gibt sich optimistisch: „Das kann noch was werden!“
Kurze Zeit später übernimmt wieder die Band Travelin’ Alligators die Bühne und bietet Stücke aus den 60er und 70er Jahren dar. Einer der Musiker ist Norbert Köhnen. Zwischen den Musikstücken weist er auf das „Saal-Sterben“ hin, das es in Mönchengladbach gegeben habe. Die Stadt habe dabei zugesehen. Nun solle sie überlegen, wo Vereine ihre Veranstaltungen abhalten, appelliert Köhnen.
Um kurz nach 20 Uhr ist auch Mitveranstalterin Elke Fünfstück bester Laune. „Es sind weit mehr gekommen, als wir erwartet haben“, sagt sie hocherfreut.
Um kurz nach 22 Uhr stehen zwei wichtige Zahlen fest: Bei der Veranstaltung kamen knapp 1.000 Euro Spenden für das Bürgerbegehren zusammen. Zudem setzten sich 512 Bürger für die Petition ein. Damit sind über 7.500 Unterschriften erreicht, meldet Mitstreiterin Nicole Finger. Bis zum 12. Februar werden 8.400 Unterschriften gebraucht, damit noch einmal über den Verkauf vom Haus Erholung abgestimmt würde.